Stiftung Warentest testet Antivirenprogramme 2023

Die Stiftung Warentest hat in der Ausgabe 03/2023 der Zeitschrift „Test“ 28 Antivirenprogramme für Windows und Mac untersucht (19 für Windows, 9 für Mac). Getestet wurden die Performance der Antivirenprogramme, die Bedienbarkeit sowie der Virenschutz (inkl. Phishing-Schutz).

Nachfolgend die Testergebnisse des Virenscanner Tests.

Bester Virenschutz unter Windows

Die Virenscanner Bitdefender, F-Secure und Avast belegten den ersten Platz.

Bitdefender Logo

In der wohl wichtigsten Disziplin „Schutz“ konnte sich der Testsieger Bitdefender Internet Security (25,49 Euro) die Bestnote sichern – Note: sehr gut (1,1). Besonders beeindruckend war die Erkennungsrate von Schadsoftware. Und auch bei der Erkennung von Phishing-Webseiten und anderen Online-Bedrohungen schnitt Bitdefender sehr gut ab.

Diese Einschätzung wird durch unabhängige Tests renommierter Antiviren-Testlabore wie AV-Test und AV-Comparatives bestätigt, die Bitdefender mehrfach ausgezeichnet haben.

Neben der hervorragenden Schutzleistung überzeugte Bitdefender im Test der Stiftung Warentest auch durch seine Benutzerfreundlichkeit und seinen Funktionsumfang. Die Software ist einfach zu bedienen und bietet viele nützliche Features wie den Ransomware-Schutz und die Anti-Phishing-Funktion.

Die Leistung des Computers wird durch Bitdefender kaum beeinträchtigt, Bitdefender benötigt nur minimale Systemressourcen.

Avast Logo

Das Antivirenprogramm Avast One Individual ist der zweite Testsieger. Vor allem die Rechnerbelastung und die Handhabung von Avast One Individual wurden von der Stiftung Warentest sehr positiv bewertet. Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich und einfach zu bedienen, so dass auch technisch weniger versierte Nutzer keine Probleme haben sollten, die Einstellungen und Funktionen der Software zu verstehen und zu konfigurieren. Leider gehört Avast One Individual zu den teureren Optionen – eine Jahreslizenz kostet 54 Euro.

F-Secure Logo

Der dritte Testsieger F-Secure Safe (Hinweis: wurde Anfang 2023 in F-Secure Internet Security umbenannt) ist eines der bekanntesten Antivirenprogramme auf dem Mark. Allerdings wurde F-Secure von einigen Testlaboren dafür kritisiert, dass es im Vergleich zu anderen Virenscannern zu viele False Positives (Fehlalarme) produziert. False Positives sind Meldungen von Antivirensoftware, die normale Programme oder Dateien fälschlicherweise als schädlich einstufen und als Bedrohung markieren. Aus diesem Grund würde ich von F-Secure eher abraten.

Der Windows Defender nur „befriedigend“

Windows Defender

Der kostenlose Windows Defender schneidet nur mit der Note „befriedigend“ ab und landet auf Platz 16. Vor allem der Schutz wird von der Stiftung Warentest bemängelt. Für den Virenschutz erhielt Microsofts Windows Defender die schlechteste Bewertung aller verglichenen Programme.

Bei der Performance, also der Geschwindigkeit der Virenprüfung, landet der Virenscanner im Mittelfeld.

Virenschutz: Zahlen oder sparen?

Ein wichtiges Fazit der Stiftung Warentest ist sicherlich, dass es guten Virenschutz auch kostenlos gibt. Gleich vier kostenlose Antivirenprogramme erhalten eine gute Gesamtnote: Bitdefender Antivirus Free (wird eingestellt), AVG Antivirus Free und Avira Free Security.

Es gibt aber auch Probleme bei den kostenlosen Virenschutzprogrammen. So bieten kostenlose Antivirenprogramme weniger Komfort. Unter anderem fehlen wichtige Zusatzfunktionen.

Eines der größten Probleme kostenloser Virenscanner ist jedoch die lästige Werbung, die oft in die Software integriert ist. Während eines Scans oder Updates erscheinen immer wieder Popups oder Banner, die den Benutzer von der eigentlichen Arbeit abhalten. Auch nach dem Scan erscheinen oft Warnmeldungen über mögliche weitere Bedrohungen, die nur durch den Kauf der Vollversion des Virenscanners beseitigt werden können.

Kaspersky von der Bewertung ausgeschlossen

Kaspersky Logo

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat im vergangenen Jahr aufgrund der russischen Intervention in der Ukraine eine Warnung vor dem russischen Hersteller Kaspersky herausgegeben. Darin wurde unmissverständlich empfohlen, die Nutzung der Kaspersky-Software einzustellen.

Trotz heftiger Ablehnung und Widerstand seitens Kaspersky hat die Warnung des BSI bis heute Bestand. Kaspersky hat vehement versucht, gegen die Warnung vorzugehen, bisher jedoch ohne Erfolg.

Die Stiftung Warentest hat auf eine Bewertung der Kaspersky-Software verzichtet.

Verwirrende und intransparente Preisgestaltung

Die Preisgestaltung von Antivirenprogrammen ist oft verwirrend und intransparent. Viele Anbieter nutzen unverbindliche Preisempfehlungen (UVP), um den Eindruck eines besonders teuren Produkts zu erwecken. Der Kunde soll dann durch vermeintlich hohe Rabatte zum Kauf animiert werden.

Mit der Realität haben diese unverbindlichen Preisempfehlungen jedoch meist wenig zu tun. In den seltensten Fällen werden diese Fantasiepreise tatsächlich verlangt. Stattdessen dienen sie lediglich dem Marketing. Nach einer Mindestlaufzeit von einem Jahr wird dann oft der wesentlich höhere Normalpreis fällig.

Bester Virenscanner unter Mac

Bitdefender Logo

Für den Mac empfiehlt die Stiftung Warentest die Software Bitdefender Antivirus for Mac (24,99 Euro). Bitdefender Antivirus for Mac bietet eine Vielzahl von Funktionen. Die Benutzeroberfläche ist sehr einfach zu bedienen und die Software arbeitet unauffällig im Hintergrund, ohne die Leistung des Macs zu beeinträchtigen.

Der Virenscanner G Data Antivirus für Mac schneidet bei der Stiftung Warentest am schlechtesten ab. Die Software zeigte vor allem bei der Schutzwirkung eine unterdurchschnittliche Leistung.

Schlußwort

Die Stiftung Warentest ist bekannt für ihre unabhängigen und umfassenden Produkttests. Der Virenscanner Test ist sicherlich auch sorgfältig und umfassend konzipiert und durchgeführt worden, allerdings erscheinen mir die Ergebnisse nicht immer transparent.

Der Artikel ist online nur kostenpflichtig (4,90 Euro) vollständig beziehbar.

Mein Tipp: AV-Comparatives und AV-Test

Welche Sicherheitslösung am besten geeignet ist, hängt grundsätzlich immer vom persönlichen Nutzungsverhalten ab. Dabei spielen neben den Kosten nicht zuletzt auch die Anforderungen an Geschwindigkeit, Vollständigkeit, Flexibilität und Benutzerführung der Sicherheitslösung eine Rolle. Die führenden unabhängigen Antiviren-Testlabore AV-Comparatives und AV-Test testen regelmäßig Antiviren- und Sicherheitssuite-Software für Privatanwender und Unternehmen. Die Testergebnisse können kostenlos online eingesehen werden und enthalten alle Informationen, die für eine Beurteilung der Virenscanner notwendig sind.

Nachfolgend ein Video von mir zu diesem Thema:

Video: Den besten Virenscanner finden
Felix Bauer
Felix Bauer
Felix Bauer ist IT-Security Consultant und IT Fachjournalist (Themen: IT-Sicherheit und Datenschutz). Felix Bauer ist seit 20 Jahren in der IT-Sicherheitsbranche tätig. Sein Hauptschwerpunkt liegt auf dem Thema „Virenschutz für Endanwender“. Felix Bauer ist OpenSource-Evangelist und besitzt den Master of Science in Security and Forensic Computing. Felix Bauer hat bereits an zahlreichen IT-Sicherheitskonferenzen und sonstigen IT-Sicherheitstagungen teilgenommen und diverse professionelle Qualifikationen im Bereich IT-Sicherheit erworben. Er ist Mitbegründer der Initiative bleib-Virenfrei.

7 Kommentare

  1. Nachdem ich einige Zeit mit der Antivirus-Software von Bitdefender gearbeitet habe, kann ich sagen, dass sie wirklich eine der besten Antiviren-Lösungen auf dem Markt ist.

    Vor allem muss ich die einfache Benutzeroberfläche loben. Sie ist intuitiv und benutzerfreundlich, was die Navigation und die Nutzung aller Funktionen zu einem Kinderspiel macht. Die Software ist auch für Anfänger, die vielleicht nicht so technikaffin sind, sehr zugänglich. Neben dem Malware-Schutz sind Funktionen wie die Firewall, der Spamfilter und der sichere Browser ein großes Plus.

  2. Klasse Artikel!
    Allerdings nennt sich der virenscanner von F-Secure „F-Secure Safe internet Security“ seit 2023.
    Ansonsten gut zusammengefasst.

    1. Vielen Dank für Ihren positiven Kommentar und den Hinweis auf die Umbenennung der Software von F-Secure. Sie haben vollkommen Recht, die Software heißt seit diesem Jahr „F-Secure Internet Security“. Ich habe einen Hinweis hinzugefügt.

  3. Wir Schreiben September/Oktober 2023 und es kommen (für mich) leider noch andere wesentliche Kriterien dazu, die eine Entscheidungsfindung sehr schwer machen. Finden bei „Ratgebern“ auf Webseiten (z.B. PC-Zeitschriften) oder YouTube Tests statt, dann führen manche Kriterien (eine etwas höhere Belastung) gleich zu einer sehr starken Abwertung. Wenn andererseits eine Firewall fehlt, reicht es immer noch, diese Anwendung auf Platz 1 zu setzen? Sponsoring lässt grüßen. Norton und Avira setzen Schürfsoftware für Cryptowährung ein. Bei Avira im Standard deaktiviert, bei Norton aber nicht ohne erheblichen Aufwand (Deinstallation einer entsprechenden .exe) im Norton-Installationsordner. Für mich mangelt es dafür an Richtlinien für unabhängige Tests. Insbesondere sollte diese im Maßstab bei der Stiftung Warentest einfließen und eine entscheiden Rolle spielen. Auch die Abo-Fallen MÜSSTEN vielmehr berücksichtigt werden. Bitdefender z.B. zeigt ein Verhalten (siehe Trustpilot), was diese Anwendung eher auf Platz 11 lancieren müsste. Wenn solche Umstände nicht in der Bewertung/Einschätzung Anwendung finden, dann verzerrt jeder Test und Ratgeber ein reales Bild der Anwendung. Nur, weil die drei Hauptkomponenten stimmen, der Rest (wie z.B. Crypto-Mining und Nepper, Schlepper, Bauernfängerei-Art- und Weise im Abo-Modell) keine Rolle spielt, gehen alle Tests im Prinzip nach hinten los. Bloße Warnhinweise in Tests, dass 2 Anbieter die Nutzerdaten verkauft haben, sind nur eine Randnotiz wert? Würden diese Faktoren zu einer Abwertung führen, dürften wir User uns nicht mehr als Melkkühe nutzen lassen müssen, sondern würde dem ein Riegel vorgeschoben werden.

    1. Ihr Kommentar spricht einige wichtige Punkte an, die bei der Bewertung von Antiviren-Software oft übersehen oder nicht ausreichend gewichtet werden. Ich stimme Ihnen zu, dass die Unabhängigkeit von Tests durch verschiedene Faktoren wie Sponsoring beeinflusst werden kann. Auch die von Ihnen angesprochenen Aspekte des Krypto-Minings und der Abo-Modelle sind sehr relevant.

      Ihre Anmerkungen zu den Warnhinweisen (Verkauf von Nutzerdaten) sind ebenfalls berechtigt. Solche Informationen sollten nicht nur eine Randnotiz sein, sondern könnten als wichtige Faktoren in die Gesamtbewertung einfließen.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert